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Corona zeigt, auf welch wackeligem Fundament die Kultur und Kunst seit langer Zeit stehen.

Ausstellung abgesagt, Konzert oder Veranstaltung verschoben und die Museen zeigen momentan alle das gleiche: geschlossene Türen. Für die Beschäftigten, Honorarkräfte und Freiberufler*innen dieser Branche ein finanzielles Disaster.

Ein Kommentar von Christian Rätsch

Da ist sie nun auch bei uns angekommen, die Corona-Krise und wen befällt sie wirtschaftlich als erstes? Die ohnehin auf wackeligen Beinen stehende Kultur-, Event-, Kreativ- und Kunstwirtschaft.

Es begann mit zahlreichen Absagen von Messen und Konzerten oder sonstigen  Veranstaltungen. Es folgte die Schließung von allen kulturellen Einrichtungen. Was so ein Maßnahme in kürzester Zeit anrichten kann, spüren nun vor allem die Einzelunternehmer*innen, Freiberufler*innen und Künstler*innen.

Bitte versteht mich nicht falsch: Diese Maßnahmen und die, die noch folgen werden, sind alle absolut richtig und notwendig! Genauso wichtig ist es aber nun, die genannten Berufsgruppen finanziell zu unterstützen! Denn das einzige was den Akteur*innen im Moment bleibt, ist sich über digitale Wege sichtbar zu halten. Denn sich untereinander finanziell unter die Arme zu greifen, ist diesen Personen leider auf Grund ihrer ohnehin schon schlechten Liquidität leider nicht vergönnt (dazu aber später mehr).

„… wieso nicht überhaupt einmal über ein Grundeinkommen für Kreative nachdenken?“

Die Landeshauptstadt Dresden scheint jetzt jedenfalls endlich zu reagieren und plant eine unbürokratische „Soforthilfe zur Unterstützung von Kleinstunternehmen, Selbstständigen und Freiberuflern“ von 1.000 Euro.  Genauere Details sollen am Montag auf der Webseite der Stadt bekannt gegeben werden.

Ebenso appelliert der Deutsche Kulturrat an die Regierung sowie viele andere Branchen- und Berufsverbände. Für Sachsen dort besonders interessant: Kreatives Sachsen postet auf seiner Webseite ständig Links und Informationen zu finanziellen Hilfen! Danke dafür, gute Arbeit!

Auch eine in Leipzig initiierte Petition hat innerhalb kürzester Zeit bereits über 250.000 Unterschriften für finanzielle Hilfen für Freiberufler*innen und Künstler*innen gesammelt. Hut ab für soviel und so schnelle Solidarität!

„… wenn ich Politiker*innen immer von „Systemrelevant“ reden höre, dann ja, das sind wir auch!“

Doch nun betrachten wir uns das ganze mal aus einem anderen Blickwinkel. Auch hier bitte ich euch, mich nicht falsch zu verstehen. Denn für mich ist diese Corona-Pandemie nur ein Symptom für eine noch schlimmere Krankheit im Kulturbereich:

Die seit langer Zeit ohnehin schon existierende prekäre finanzielle Ausbeutung und Situation! Denn nicht erst seit dieses Virus den gesamten Kulturbetrieb lahmgelegt hat, ist uns bekannt, dass die Menschen dieser Branche, besonders die bildenden Künstler*innen (zu denen ich selbst gehöre), am oder unter dem Exisitenzminimum leben und arbeiten. Viele meiner Kolleg*innen hangeln sich von Monat zu Monat, von Auftrag und Verkauf, von Ausstellung zu Ausstellung, durch das Jahr. Da ist kein Platz, um sich ein finanzielle Polster anzulegen! Das ist Alltag, ganz ohne Virus!

Vielleicht liegt in diesem „Shutdown“ auf eine schräge Art aber auch eine Chance? Vielleicht erkennen die Bürger*innen, die Politiker*innen, einfach alle einmal, wie wichtig Kultur in unserem Leben ist, das Kultur kein Luxusproblem ist. Auch eine weitere Petition in diesem Zusammenhang ist erwähnenswert: Unter dem Titel „Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen durch die Coronakrise“ wird dort ein Grundeinkommen von 6 Monaten gefordert.

„Ich hoffe, ihr werdet uns vermissen!“

Ich finde, wieso nicht überhaupt einmal über ein Grundeinkommen für Kreative nachdenken? Es ist ja nicht so, dass wir damit nur auf dem Sofa rumliegen würden und dem Nichtstun frönen werden. Denn dieses Grundeinkommen würde uns bestimmt nicht zu Reichtum verhelfen, sondern einfach nur den Stress, die Angst nehmen. Damit werden die Fixkosten für Essen, Kinder, Miete, etc. bezahlt. Damit wir unsere Energie in künstlerische und kulturelle Projekte fließen lassen können! Übrigens unterstützen auch diese Petition bereits über 250.000 Menschen.

Ich hoffe, ihr werdet uns vermissen! Und wenn wieder langsam der Alltag zurückkehrt, erhoffe ich mir endlich den verdienten Respekt und eine Wertschätzung, für das, was wir alle tun. Denn auch wir sind ein Kitt der Gesellschaft. Und wenn ich Politiker*innen immer von „Systemrelevant“ reden höre, dann ja, das sind wir auch!

Und die oben angesprochene Solidarität, die wünsche ich mir nicht nur in Krisenzeiten!

Eines ist für mich allerdings leider sehr sicher: Es wird noch lange Zeit in Anspruch nehmen, bis sich die Kultur- und Kreativwirtschaft von diesem Zustand erholt. Oder anders gesagt: Sich ihr Krankheitsbild von einer Coronainfektion zu einer mittelschweren Grippe verändert!

Hier noch ein paar weiterführende Links für Freiberufler*innen und Künstler*innen:

Aktuelle Meldung des Bundesverbandes der Bildenden Künstler*innen (15.03.2020)

Informationen auf den Seiten des Deutschen Kulturrates

Petition: HILFEN FÜR FREIBERUFLER UND KÜNSTLER WÄHREND DES “CORONA-SHUTDOWNS”

Veranstaltung: Stammtisch-Spezial “Corona & Kreativwirtschaft” von Wir gestelten Dresden (am 18.03.2020, nur mit Anmeldung!)

CORONA: DAS MÜSSEN KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFTSUNTERNEHMEN JETZT WISSEN – Eine Zusammenstellung von vielen Informationen und Möglichkeiten – Landesverband KREATIVES SACHSEN

Keep the arts alive! Notfallfonds für Künstlerinnen und Künstler – Bundesverband Deutscher Stiftungen

Spendenaufruf #SAVEYOURLOCALARTIST – Branchenverband “Wir gestalten Dresden

Online-Petition: “Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen durch die Coronakrise” – change.org

Aktuelle Hinweise der Künstlersozialkasse für selbständige KünstlerInnen zum Corona-Virus

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